Die übergeordnete städtebauliche Idee, die Alleen des Bundes des Regierungsviertels auch auf der Moabiter Seite der Spree zu realisieren und mit der Schlange eine klare Bebauungsgrenze zur Flußaue und zum Park zu formulieren, überzeugte das Wettbewerbs-Preisgericht trotz grundverschiedener Vorgaben. Der Blick aller Wohnungen in den Tiergarten sowie die Ideal-Orientierung nach Süden sind der rationale Hintergrund der eigenwilligen Form. Genau diese Orientierung, die optimale passive Energienutzung und die geringe Hüllfläche wurde zum entscheidenden ökologischen Beitrag.
„Der Entwurf fügt den metropolitanen Figuren des Regierungsviertels ein Element von spielerischer Gelassenheit hinzu, die einerseits der Nutzung normalen Wohnens der Abgeordneten entspricht und andererseits die Gestaltqualität der Gesamtzusammenhänge steigert“, befand das Preisgericht.
Die Fähigkeit, Räume unterschiedlicher Dimension zu bilden, die Grenze zwischen Park und Stadt zu definieren, sie damit gleichfalls zu verbinden und einen identifizierbaren Ort zu gestalten waren die überzeugendsten Argumente der gefundenen Gestalt. Diese städtischen Oasen der Gartenhöfe sind das zweite räumliche Geschenk der Figur der Schlange. Während auf der Südseite die Bewegung des Gebäudes dem großen, räumlichen Kontinuum des Tiergartens die nötige Führung gibt, sollten die Gartenhöfe kleinmaßstäblich-großstädtische Orte für ihre Bewohner sein.
Entstanden sind insgesamt 720 Wohnungen nach den Richtlinien des geförderten Wohnungsbaus im Rahmen der Hauptstadtplanung für das Bundesbauministerium, wobei 440 von uns in der Schlange als idealisierte Lösung in der Tradition großmaßstäblichen Wohnungsbaus der zwanziger und dreißiger Jahre geplant wurden.
Die Südfseite öffnet sich zur Sonne, ermöglicht den Blick über die Ufer der Spree hin zum Tiergarten und bisweilen hin zur Stadt: dem Potsdamer Platz, dem Regierungsviertel mit Rechstag und Bundeskanzleramt sowie dem Haus der Kulturen der Welt – der „Schwangeren Auster“ wie die Berliner Schnautze es nennt. Ob die Berliner für das Wohngebäude noch weitere Namen finden bleibt abzuwarten. Bisher ist es als „die Schlange“ bekannt.
Entwurf:
Georg Bumiller
Wettbewerb 1995:
Sonderankauf
Bauherr:
Deutschbau
Frankfurter Siedlungsgesellschaft
BGF
21.600 / ca. 18.0 Mio €
Standort:
Joachim-Karnartz-Alle
Berlin